Viele Menschen haben bei der Flutkatastrophe im Ahrtal fast alles verloren. Zeitweise brach die Versorgung zusammen. Ehrenamtliche Helfer aus der Südpfalz waren mit einer Feldküche im Krisengebiet – und erlebten, wie dankbar manche für eine Cervelat mit Senf waren.
Auf einmal ging alles ganz schnell: Bereits am Morgen nach dem verheerenden Hochwasser im Ahrtal erhielt die Kreisverwaltung die Anfrage des Landes, welche Hilfseinheiten die Südliche Weinstraße in den Norden von Rheinland-Pfalz entsenden könnte. Es war sofort klar: Die Schnelleinsatzgruppe Verpflegung, eine Einheit des Katastrophenschutzes, wird mit ihrer mobilen Feldküche dabei sein, um die Menschen im Katastrophengebiet zu versorgen. Noch am selben Tag ging es für die Helfer aus der Südpfalz los. Und die kommenden Tage sollten bei ihnen eindrückliche Bilder im Kopf hinterlassen.
Zunächst ging es mit dem Lkw samt Feldküchen-Anhänger nach Dörth, einem rund 500 Einwohner zählenden Ort in der Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein. In einem Industriegebiet bauten die Helfer aus der Südpfalz ihre Feldküche auf, um rund 300 Einsatzkräfte zu verpflegen, die dort ihre Basisstation hatten. Doch zuerst mussten Zutaten eingekauft werden. „Als ich im Supermarkt sagte, dass ich Material für 300 Mann brauche, dachten die Mitarbeiter erst, ich mache einen Scherz“, berichtet Markus Dudenhöffer im Gespräch mit der RHEINPFALZ, der die Schnelleinsatzgruppe leitet. Doch dann habe er eine große Hilfsbereitschaft erlebt. Er bekam Wiener Würstchen, Cervelat und Lyoner in rauen Mengen aus dem Lager, zwei Einkaufswagen voll. Dazu Gurken, Ketchup und Senf. Der Bäcker im Markt spendete alle benötigten Backwaren. „Das war beeindruckend“, sagt der Haynaer.
Am nächsten Tag, der Freitag nach der Flutkatastrophe, ging es für die Helfer aus der Südpfalz in das von den Wassermassen zerstörte Bad Neuenahr. Sie schlugen ihre Feldküche auf dem Alten Markt auf, mitten im Zentrum – und erlebten Eindrückliches. Weil die Supermärkte ausverkauft waren, brachten Metzger und Bäcker aus dem Umfeld ihre Waren, vieles wurde gespendet. Dann ging es ans Kochen. Ob Bratwurst, Kalbsgeschnetzeltes oder Chili con Carne – all das wurde mit der Feldküche zubereitet.
„Laut Handbuch können mit der Küche pro Einsatztag 1800 Mahlzeiten zubereitet werden, also Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Bei uns gab es durchgehend warme Küche. An einem Tag waren es bei uns dann 6000 Essen. Man muss sich vorstellen, dass es für viele Menschen die erste warme Mahlzeit seit der Flut in der Nacht auf Mittwoch war“, erzählt Dudenhöffer. Und schnell sprach sich in der Stadt herum, dass Helfer mit einer Feldküche Essen und Getränke anbieten. Und die Menschen dankten es den Südpfälzern, 23 waren bis zum Sonntag, also vier Tage lang, im Ahrtal aktiv.
„Eure Verpflegung war echt der Hammer und vor allem ein wichtiger Anlaufpunkt für alle möglichen Einsatzkräfte und natürlich auch die Bevölkerung. Hier hat jeder ein offenes Ohr gefunden und konnte seine Sorgen und Nöte einfach mal loswerden. Vielen Dank noch mal dafür“, schrieb ein Bürger den Einsatzkräften. Es war nur eine Reaktion von vielen, wie Dudenhöffer berichtet. Wichtig für die Menschen sei aber nicht nur das Essen gewesen. An der Feldküche hätten sie auch ihrer Handys laden können, um wieder Kontakt mit ihren Angehörigen aufnehmen zu können.
Eingebrannt ins Gedächtnis hat sich bei Markus Dudenhöffer eine Begegnung mit einem Mann in der Altstadt von Bad Neuenahr. Der habe ihn von der Seite angesprochen und ihm erzählt, dass er noch immer auf der Suche nach seinem Vater sei, der zum Zeitpunkt der Flut mit seinem Wohnwagen auf einem Campingplatz unweit der Ahr gewesen sei. Seitdem werde er vermisst. „Da hat man gemerkt, wie groß der seelische Druck sein muss, wenn man einfach einen Wildfremden auf der Straße anspricht und ihm das erzählt“, sagt der Südpfälzer.
Quelle : RHEINPFALZ